Die Bewohner dieser städtischen und der übrigen in
kurfürstlichen oder privaten Besitz befindlichen Waldhöfe hatten es nicht immer
leicht. In Kriegszeiten mussten sie nicht nur besonders schwer fronden, wobei
sie oft nach geleistetem Vorspann der Feind noch die Ochsen ausspannte, auch in
Friedenszeiten wurden häufig seitens des Amtes zu Fronfuhren heran gezogen, sei
es, dass sie Brennholz ins Schloss oder Baumaterial zu fiskalischen Neubauten
beifahren mussten. Sie waren rauhe Waldmenschen geworden, die wohl sonntäglich
nach Spieß-Ems zu Kirche gingen, im übrigen Pfarrer und Schulmeister selten
sahen.
Alte Sitten und Bräuche hielten bei ihnen noch lange. v.
Stramberg beschreibt in Band II, 2, S. 108 die auf diesen Höfen übliche Art die
Hochzeitsfeier folgendermaßen: „Auf den zwanzig Gehöften, aus welchen damals
die Pfarrei Spieß gebildet war, begann die mit Hochzeitsfeier stets damit, dass
beim ersten Glockenzug der Bräutigam mit seinen Führen lärmend auf das Gehöft
der Braut zog und rief: „Der Herr hat geruf, gebt die Braut heraus.“ Der Vater
oder der Vormund der letzteren trat dann entrüstet hervor, erklärte, es sei
keine Braut da, und schickte die Tumultanten fort. Die nämliche Szene
wiederholte sich beim zweiten Glockenzug, beim dritten verdoppelte sich der
Lärm, es wurde erklärt, der Herr habe zum dritten mal gerufen und es müsse die
Braut herausgegeben werden . Da wurde allemal eine der älteren Jungfern vom
Gehöft vor die Tür geschoben und erklärt: „Da habt ihr die Braut!“ Hierauf
steigerte sich der Lärm aufs höchste, die herausgeschobene wurde mit Protest
zurück gewiesen , worauf dann die wirkliche Braut in vollem Staat
erschien. Nun ging es unter
fortwährendem Abfeuern von Karabinern in die Kirche, am Abend spielten die
Linksgeiger auf. Nach der allzeit recht lustigen Musik dieser Linksgeiger
tanzten die Hochzeitsgäste bis zum anderen Morgen. So lebte das Volk unter
dem Druck der Feudalherrschaft.“